Raumfahrt: Reisen mit Warp-Geschwindigkeit (2024)

Inhaltsverzeichnis

"The true final frontier is time", sagt Captain Picard im Trailer seiner Serie "Star Trek: Picard". Seit kurzem ist die nun dritte und letzte Staffel der SciFi-Serie sowohl bei Amazons Prime Video als auch bei Paramount+ angelaufen. Zusammen mit "Strange New Worlds" und "Discovery" ist das Star-Trek-Universum bei den Streamingdiensten gut vertreten. Keine Frage: Die Reisen durch Deep Space faszinieren.

Das trifft auch auf den jungen Mann zu, der da am Computer sitzt. Er sieht nicht aus wie der sprichwörtliche Nerd, der komplette Folgen seiner Liebling-SF auswendig kann und sich am liebsten in mächtigen Sternenkreuzern von der Erde wegträumt. Eher wirkt Joseph Agnew wie der freundliche, junge Ingenieursstudent von nebenan – praktisch, pragmatisch, an Technik interessiert, aber durchaus lebenstauglich.

Dieser Text erschien erstmals in der Ausgabe 8/2020 von MIT Technology Review. Wir veröffentlichen ihn an dieser Stelle kostenfrei lesbar. Ein pdf der Ausgabe ist im heise shop erhältlich.

Und doch hat Agnew Großes vor: Er glaubt, dass überlichtschnelle Antriebe für Raumschiffe tatsächlich möglich sind – und das will er auch beweisen. Quasi als Aufwärmübung hat Agnew, der an der University of Alabama Maschinenbau studiert, dazu 2019 einen wissenschaftlichen Aufsatz geschrieben. 14 Seiten voller Formeln und Grafiken, die in Fachkreisen für Aufsehen gesorgt haben. Denn vielen Wissenschaftlern war bis dahin nicht bewusst, dass die Idee zwar hoch spekulativ ist, aber wissenschaftlich keineswegs unmöglich.

Dabei hat sich diese Erkenntnis schon vor 25 Jahren angedeutet: Der mexikanischen Physiker Miguel Alcubierre, der sich mit Gravitationstheorie beschäftigt, kam 1994 in seiner Freizeit – der Legende zufolge, nachdem er mehrere Episoden „Star Trek“ gesehen hatte – auf eine Idee: Statt wie üblich zu berechnen, welche Wirkung eine gegebene Masse – zum Beispiel ein Stern – auf das Raum-Zeit-Kontinuum hat, berechnete Alcubierre, welche Massenverteilung man benötigen würde, um das Gefüge des Universums so zu verzerren, dass überlichtschnelles Reisen möglich ist.

„Ich kann noch nicht behaupten, dass ich die Mathematik dahinter vollständig verstehe“, gesteht Agnew. „Tensoren sind erst in diesem Semester dran.“ Mithilfe dieser mathematischen Konstrukte kann man physikalische Größen in gekrümmten Räumen berechnen, aber die Methode ist nicht gerade anschaulich – selbst Einstein soll sich jedoch an diesem mathematischen Apparat jahrelang abgearbeitet haben. „Aber das Prinzip ist relativ simpel. Man braucht eine Kompression des Raumes vor dem Schiff und eine Ausdehnung der Raumzeit dahinter“, erklärt Agnew. Ein Raumschiff, das inmitten dieser Raum-Zeit-Verzerrung sitzt, würde sich relativ zu dem umgebenden Raum zwar in Ruhe befinden – seine Passagiere wären also keinerlei Beschleunigungskräften ausgesetzt. Doch die Raumverzerrung würde sich wie eine Welle durch das Universum bewegen, auf der das Schiff surft, um sich so schneller als das Licht zu bewegen.

Kann Raumzeit sich zusammenziehen und ausdehnen?

So fantastisch die Sache klingen mag: Dreh- und Angelpunkt der Spekulationen ist tatsächlich solide Physik: In seiner speziellen Relativitätstheorie diskutierte Albert Einstein erstmals die Konsequenzen des sogenannten Universalitätsprinzips: Das besagt, dass in Systemen, die sich relativ zueinander mit einer konstanten Geschwindigkeit bewegen, die gleichen physikalischen Gesetze gelten müssen. Daraus folgt erstens, dass Raum und Zeit nicht unveränderlich sind, sondern sich in den verschiedenen Systemen voneinander unterscheiden. Und zweitens, dass man Raum und Zeit nicht unabhängig voneinander beschreiben kann. Mit seiner allgemeinen Relativitätstheorie konnte Einstein schließlich zeigen, dass dieses „Raum-Zeit-Kontinuum“ durch Massen verzerrt wird.

Dass der gesunde Menschenverstand so viele Schwierigkeiten mit dieser Theorie hat, liegt daran, dass wir diese Raum-Zeit-Verzerrungen nicht bemerken können. Für einen lokalen Beobachter ist der Raum tatsächlich „flach“ – ein Meter erscheint uns in jeder beliebigen Richtung und an jedem beliebigen Punkt als ein Meter. In Wirklichkeit, so sagt es die allgemeine Relativitätstheorie, bewegen wir uns im Raum-Zeit-Gefüge wie Ameisen, die auf einem Apfel krabbeln. Um auf dem kürzesten Weg von Punkt A nach Punkt B zu gelangen, laufen die Tierchen aus ihrer Perspektive auf schnurgeraden Wegen – in Wahrheit aber auf sogenannten Geodäten. Diese Raumkrümmung durch eine Masse erklärt laut Einstein auch die Bahnen, auf denen sich die Planeten bewegen. Die anziehende Wirkung, die zwei Massen aufeinander ausüben, ist demzufolge also nur ein Effekt der Raumkrümmung.

Dass Massen die Raumzeit krümmen, klingt schon fantastisch genug. Aber noch unglaubwürdiger scheint die Tatsache, dass die Raumzeit sich zusammenziehen und ausdehnen soll – die eigentliche Bedingung für Reisen in Überlichtgeschwindigkeit. Tatsächlich gehen Kosmologen aber davon aus, dass das Universum selbst sich seit seinem spektakulären Anfang, dem Urknall, ausdehnt. Die Entfernungen zu anderen Galaxien nehmen permanent zu, weil der Raum dazwischen selbst größer wird.

Lesen Sie auch

Laserstrahl scheint makroskopisches Objekt anzuziehen
Dark Forest zeigt, wie eine Blockchain Online-Games voranbringen kann

Agnews Aufsatz steht also nicht im Widerspruch zum Stand der Wissenschaft. „Ich behaupte nicht selbst, dass es überlichtschnelle Raumschiffantriebe geben würde. Ich sage nur: Seht mal, hier gibt es jede Menge ernsthafte und kluge Wissenschaftler, die etwas dazu veröffentlicht haben“, sagt er.

Damit landet man bei der Frage: Wie lässt sich die Raumzeit mit diesem Ziel manipulieren? Einfach wird es nicht, das gleich vorweg. Denn dass die Berechnungen von Alcubierre die Lösung der Einsteinschen Feldgleichungen sind, „ist mathematisch korrekt, bedeutet physikalisch aber erst mal überhaupt gar nichts“, sagt die Physikerin und Autorin Sabine Hossenfelder, die sich in ihrer akademischen Arbeit mit Gravitation und Quantengravitation beschäftigt und in ihren Büchern die mathematischen Irrwege der modernen Physik kritisiert. „Man kann die Gleichungen einfach zurückrechnen und kommt dann zu einer Massenverteilung, die den Raum so verzerrt, wie man das eben vorgegeben hat. Das heißt noch lange nicht, dass es wirklich eine Massenverteilung gibt, mit der man das tun kann.“

Raumfahrt: Reisen mit Warp-Geschwindigkeit (2024)

FAQs

What is the formula for the warp in Star Trek? ›

In the original series, for instance, warp factors were described using the formula v = w³⋅c, where c is the speed of light in a vacuum. Therefore, a Star Trek ship may travel faster than light, allowing the civilizations to explore the Universe.

How fast is warp 9.9 in light years? ›

Warp factor vs. average speed
Warp factorAverage speed (×c)Distance traveled
9.93,0660.7 light years
9.9751,000>70,000 light years; 75,000 light years
9.9753310 million kilometers
9.9751,554–1,721132 light years
27 more rows

Is warp travel theoretically possible? ›

According to Einstein's theory of relativity, going faster than the speed of light is off-limits in the real world. For this reason, warp drives, like the one powering spaceships in Star Wars and other science fiction movies, have always been firmly in the realm of imagination — until now.

How long would it take to cross the Milky Way at warp 9? ›

At 'Warp' 9, you can travel to the Galactic center in 1.1 years. At Warp 16, you can travel to the current distance of the visible horizon to the universe some 15 billion light years distant, in 212 years. At Warp 25, this takes only 2.4 days, and at Warp 37 ( 0.99999...

What did Kirk say to go to warp? ›

Kirk uses "Take us out," but as will become apparent from this list, Kirk doesn't have one particular catchphrase. Kirk orders his crew to initiate Warp Drive in many different ways, often specific to the situation he and his crew are in.

How fast is warp 1 Star Trek? ›

Accordingly, "warp 1" is equivalent to the speed of light, "warp 2" is eight times the speed of light, "warp 3" is 27 times the speed of light, etc. Several episodes of The Original Series placed the Enterprise in peril by having it travel at high warp factors.

How close are we to achieving warp drive? ›

The short answer is that we don't know. There are strong hints in contemporary physics research that there are faster than light mechanisms in nature, but it is not known if these can be technologically harnessed to create a warp drive.

Can humans travel at warp speed? ›

Outside of references to warp speed in Star Wars and warp drive in Star Trek and other intergalactic sci-fi, humans have never achieved travel at anything close to the speed of light.

How fast is warp 1 in mph? ›

670,616,629 mph. They defined Warp 1 originally in Roddenberry's "Star Trek Guide," which was created to help help writers of the 1960's TV series as the speed of light: 186,282 miles per second or 670,616,629 mph.

How long would it take to get to Pluto at warp speed? ›

Pluto is roughly 4.7 billion mires from Earth. So it would take 4,700,000,000 / 25,000 hours to reach Pluto at that speed. This works out to 188,000 hours or 7833 days or about 21.5 years.

What is the formula for calculating warp? ›

= Total warp ends needed

So how much yarn do you need all together to make your warp? Total warp ends needed * Total Warp Length = (this total will be your warp needs in inches.) Total warp needed in inches / 36 = (36 is how many inches are in a yard. Many yarn companies measure their product by yards per pound.)

What is the formula for the warp scale? ›

The formula s=wf^x*c is used to figure the resulting speed for the use of a given element in the system. Differences in technology can vary this exact formula. Starfeet vessels currently using di-lithium are achieving wf^(10/3)c due to improvements in warp coils and drive controls.

How do you calculate your warp? ›

To determine the length of warp needed for the scarf itself, divide 65" by . 9 (100% - the 10% shrinkage), for 73" warp length (rounding up). So 10" + 73" + 26" (remaining loom waste, which will include the fringe needed at the other end) equals 109" or 3 yd plus 1" (a 3 yd warp length would be enough).

What is the formula for warp drive? ›

Standard Warp Drive:

V = WF3×X×c. This form of calculating warp factors is used for calculating speeds in Enterprise, Star Trek Original Series, Star Trek the Motion Picture, Wrath of Khan and Search for Spock.

Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Roderick King

Last Updated:

Views: 5974

Rating: 4 / 5 (71 voted)

Reviews: 94% of readers found this page helpful

Author information

Name: Roderick King

Birthday: 1997-10-09

Address: 3782 Madge Knoll, East Dudley, MA 63913

Phone: +2521695290067

Job: Customer Sales Coordinator

Hobby: Gunsmithing, Embroidery, Parkour, Kitesurfing, Rock climbing, Sand art, Beekeeping

Introduction: My name is Roderick King, I am a cute, splendid, excited, perfect, gentle, funny, vivacious person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.