Besonders einflussreich: Zwölf Charité-Forscher gehören zu den „Highly Cited Researchers“ 2021 (2024)

Wie häufig die wissenschaftlichen Arbeiten eines Wissenschaftlers oder einer Wissenschaftlerin von Fachkollegen zitiert werden, gilt als Maß für ihren Einfluss auf das jeweilige Fachgebiet. Die Liste der weltweit meistzitierten Forschenden verzeichnet in diesem Jahr rund 6.600 Personen aus etwa 70 Nationen und Regionen, davon 331 aus Deutschland. Analysiert wurden 21 Fachbereiche aus der Medizin, den Naturwissenschaften, den Wirtschafts- sowie Sozialwissenschaften. Separat führt das Ranking Personen auf, die am Schnittfeld mehrerer Fachbereiche aktiv sind („Cross-field“).

Psychiatrie/Psychologie

Bereits seit 2014, also der ersten Erhebung der „Highly Cited Researchers“, durchgängig aufgeführt ist Prof. Dr. Christoph U. Correll. Der Direktor der Klinik für Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters ist einer der 183 meistzitierten Expertinnen und Experten weltweit im Bereich Psychiatrie/Psychologie. Prof. Correll, der auch als Professor für Psychiatrie und Molekularmedizin an der Donald and Barbara Zucker School of Medicine at Hofstra/Northwell in New York tätig ist, widmet sich vorrangig der Früherkennung, Untersuchung und Erforschung des Nutzens und der Risiken einer pharmakologischen Behandlung von schweren psychiatrischen Erkrankungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

Immunologie

Prof. Dr. Andreas Diefenbach, Direktor des Instituts für Mikrobiologie und Infektionsimmunologie der Charité, gehört zu den 161 Top-Forschenden weltweit, die als besonders einflussreich in der Immunologie identifiziert wurden. Er leitet seit 2016 das Schwerpunktprogramm „Innate Lymphoid Cells“ der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG). In seiner Arbeit untersucht Prof. Diefenbach die Rolle des angeborenen Immunsystems bei der physiologischen Anpassung an die Umwelt und bei der Regeneration und Homöostase von Geweben und Organen. Er ist seit 2017 auf der Liste vertreten.

Prof. Dr. Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie der Charité, ist bereits zum vierten Mal gelistet. In diesem Jahr gehört er nicht nur im Bereich Immunologie, sondern zusätzlich im Bereich Mikrobiologie zu den weltweit einflussreichsten Köpfen. Er ist Leiter des Konsiliarlabors für Coronaviren an der Charité, Wissenschaftlicher Leiter des interdisziplinären Zentrums Charité Global Health, Sprecher des Nationalen Forschungsnetzes Zoonotische Infektionskrankheiten und Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Der Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) fokussiert sich in seiner Forschung schwerpunktmäßig auf die Evolution und Diversität von Viren, insbesondere Coronaviren, sowie die Herkunft viraler Krankheitserreger aus dem Tierreich.

Cross-field

Vier Charité-Wissenschaftler gehören zu den rund 2.800 Personen mit besonderem Einfluss in einem interdisziplinären Feld. Darunter sind zwei weitere Forscher vom Institut für Virologie der Charité, die nach 2018 nun das zweite Mal als „Highly Cited Researchers“ identifiziert wurden: Dr. Victor Corman und Privatdozent Dr. Marcel A. Müller.

Dr. Victor Corman hat als Stellvertretender Leiter des Konsiliarlabors für Coronaviren an der Charité den ersten PCR-Test auf SARS-CoV-2 mitentwickelt und ist ein zentraler Ansprechpartner für die fachliche Beratung zur Coronavirus-Diagnostik in Deutschland. Der DZIF-Wissenschaftler leitet eine durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Nachwuchsgruppe in der Infektionsforschung. Neben der Weiterentwicklung von Diagnostikverfahren befasst er sich in seiner Arbeit auch mit der Epidemiologie und Evolution von respiratorischen und zoonotischen RNA-Viren.

Privatdozent Dr. Marcel A. Müller leitet das Biosicherheitslabor der Stufe 3 und erforscht die funktionelle Vielfalt hochpathogener Coronaviren wie SARS-CoV-2 und MERS-CoV, unter anderem in einem DFG--geförderten Projekt in Kenia. Mit Unterstützung der Volkswagenstiftung untersucht der DZIF-Wissenschaftler, wie Coronaviren zur Vermehrung das zelleigene Recyclingsystem verändern, und vergleicht die angeborene Immunantwort bei Menschen und Fledertieren. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen helfen, neue antivirale und antientzündliche Medikamente zu entwickeln.

Seit 2020 gehört auch der Nachwuchswissenschaftler Dr. Christoph Klose zu den Cross-field-Experten. Mit einem Starting Grant des European Research Council (ERC) baute er 2019 seine Arbeitsgruppe am Institut für Mikrobiologie und Infektionsimmunologie der Charité auf, eine zusätzliche Förderung durch das Emmy Noether-Programm der DFG unterstützte ihn dabei. In seiner Arbeit widmet er sich der Frage, wie das Nervensystem auf das Immunsystem einwirkt, um Entzündungsprozesse zu steuern.

Ebenfalls das zweite Mal unter den „Highly Cited Researchers“ im Bereich „Cross-field“ ist Prof. Dr. Frank Tacke, der seit 2019 Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Hepatologie und Gastroenterologie am Campus Charité Mitte und am Campus Virchow-Klinikum ist. In seiner Forschungstätigkeit beschäftigt er sich mit Entzündungsmechanismen von Lebererkrankungen, die den Krankheitsverlauf von der akuten Schädigung über die chronische Entzündung bis zu Vernarbung und Zirrhose sowie zum Leberzellkrebs bestimmen.

Klinische Medizin

Fünf Charité-Wissenschaftler zählen zu den 453 meistzitierten Expertinnen und Experten im Bereich der Klinischen Medizin. Darunter sind zwei Rheumatologen: Prof. Dr. Joachim Sieper ist bereits seit 2015 einer der „Highly Cited Researchers“. Er untersucht an der Medizinischen Klinik für Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie am Charité Campus Benjamin Franklin insbesondere eine Gruppe von entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, die als Spondyloarthritiden (SpA) bezeichnet werden.

Auch Prof. Dr. Gerd-Rüdiger Burmester, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie der Charité und klinischer und wissenschaftlicher Partner des Deutschen Rheuma-Forschungszentrums Berlin, einem Institut der Leibniz-Gemeinschaft, ist bereits zum siebten Mal auf der Liste der Top-Wissenschaftler aufgeführt. In seiner Forschung widmet sich das Leopoldina-Mitglied hauptsächlich neuen diagnostischen und therapeutischen Verfahren – insbesondere der Immuntherapie – bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen, zum Beispiel der rheumatoiden Arthritis und den systemischen Autoimmunerkrankungen.

Gleich drei besonders einflussreiche Spezialisten der Charité sind in der Erforschung des Herzens aktiv. Prof. Dr. Stefan Anker ist in der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie am Charité Campus Virchow-Klinikum tätig und leitet die Arbeitsgruppe Gewebehomöostase und Kachexie am BIH Centrum für Regenerative Therapien (BCRT). Er beschäftigt sich hauptsächlich mit der Erforschung der Herzinsuffizienz und untersucht kardio-onkologische Fragestellungen bei Patienten mit fortgeschrittener Tumorerkrankung. Auch er hat es zum siebten Mal auf die Liste der „Highly Cited Researchers“ geschafft.

Zum vierten Mal vertreten ist Prof. Dr. Burkert Pieske, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Kardiologie am Charité Campus Virchow-Klinikum, Direktor der Klinik für Innere Medizin und Kardiologie am Deutschen Herzzentrum Berlin sowie stellvertretender Sprecher des Standortes Berlin im Deutschen Zentrum für Herz-Kreislaufforschung (DZHK). In seiner wissenschaftlichen Arbeit widmet er sich insbesondere der Herzinsuffizienz und Herzinsuffizienz-assoziierten Arrhythmien, mit Fokus auf die Umsetzung präklinischer pathophysiologischer Erkenntnisse in Therapiestudien.

Sein Kollege Prof. Dr. Ulf Landmesser, Ärztlicher Leiter des CharitéCentrums für Herz-, Kreislauf- und Gefäßmedizin und Direktor der Medizinischen Klinik für Kardiologie am Campus Benjamin Franklin ist zum dritten Mal gelistet und hat sich vor allem mit Fachartikeln zu Ursachen und neuen Behandlungsmöglichkeiten der koronaren Herzerkrankung sowie zu innovativen minimal-invasiven katheterbasierten Behandlungsverfahren der Herzmedizin international einen Namen gemacht.


Zur Liste der „Highly Cited Researchers“
Veröffentlicht wird die Liste der „Highly Cited Researchers“ von dem Unternehmen Clarivate. In die Analyse flossen Publikationen ein, die zwischen 2010 und 2020 veröffentlicht worden waren und im Jahr der Veröffentlichung zu dem einen Prozent der am häufigsten zitierten Fachartikeln zählten. In die Liste aufgenommen wurden all jene Personen, die mehrere solcher Publikationen veröffentlicht hatten. Die erforderliche Anzahl an Top-Publikationen unterschied sich abhängig vom Fachgebiet und war für den Bereich „Klinische Medizin“ am höchsten. Die untersuchten Fachgebiete waren: Agrarwissenschaft, Biologie & Biochemie, Chemie, Geowissenschaften, Immunologie, Informatik, Ingenieurwissenschaften, Klinische Medizin, Materialwissenschaft, Mathematik, Mikrobiologie, Molekularbiologie & Genetik, Neurowissenschaft & Verhalten, Pflanzen- & Tierwissenschaften, Pharmakologie & Toxikologie, Physik, Psychiatrie/Psychologie, Sozialwissenschaft, Umweltwissenschaft/Ökologie, Weltraumforschung, Wirtschaftswissenschaft & Betriebswirtschaft.

Links:
Liste der „Highly Cited Researchers“ 2021
Meldung zu den „Highly Cited Researchers” 2020

Besonders einflussreich: Zwölf Charité-Forscher gehören zu den „Highly Cited Researchers“ 2021 (2024)
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